No blame – Zeit für eine neue Fehlerkultur
Das vor kurzem erschienene Handbuch „ No blame-Kultur im Magistrat der Stadt Wien“ hat mich dazu angeregt, mir ein paar Gedanken über unseren Umgang mit Fehlern zu machen. In der Broschüre sollen MitarbeiterInnen und Führungskräfte Anregungen zu einer zeitgemäßen Fehlerkultur finden.
Wie schaut es denn in unserer Gesellschaft aus, dass wir es nötig haben, zu lernen wie man mit Fehlern „richtig“ umgeht? Bei genauer Betrachtung wird man schnell feststellen, dass wir es im täglichen Leben eher mit „Vernaderungen“, als mit einer verantwortungsvollen Fehlerkultur zu tun haben.
Schon im frühen Kindesalter lernen wir, Fehler möglichst zu vermeiden. Lieber nichts sagen, als etwas Falsches! Fehler werden
oft negativ bewertet und der „Schuldige“ wird an den Pranger gestellt. Damit ist der Grundstein zur Vermeidung von Fehlern gelegt. Jede/r will perfekt sein und stellt mitunter zu hohe Ansprüche an sich selbst. Das dadurch ein enormer Druck entsteht, der häufig bis zum Burnout führt, liegt auf der Hand.
Doch erscheint ein Fehler nicht nur deshalb falsch, weil er gegen geltende Normen verstößt? Vielleicht zeigt er auch eine neue Herangehensweise auf? Viele große Erfindungen dieser Welt wären nicht zustande gekommen, wenn niemand es gewagt hätte, Fehler zu machen. Je mehr Entscheidungen getroffen werden, das heißt, je öfter man das Risiko eingeht, sich möglicherweise falsch zu entscheiden, desto mehr Erfahrung kann man gewinnen.
Wir alle kennen den Satz: „Aus seinen Fehlern soll man lernen!“ Ja natürlich, aber dazu sollte man auch die Gelegenheit bekommen und nicht schon von Vornherein verurteilt werden. Schließlich können wir das, was wir durch einen Fehler gelernt haben, am effektivsten in unser Leben integrieren.
Niemand würde einem Kleinkind, das gerade Laufen lernt, erklären, das Hinfallen schlecht ist. Ganz im Gegenteil: wir ermuntern es weiter zu machen und es noch einmal zu versuchen. Fördern wir also unsere Kinder bei ihren täglichen Entdeckungsreisen, lassen wir sie ihre eigenen Fehler machen und sie werden lernen ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen.Oder wie Wilhelm Busch es sagte: „Durch Fehler wird man klug, darum ist einer nicht genug.“